Seit 30 Jahren existiert in Lelkendorf eine „Arche Noah“ für alte, vom Aussterben bedrohte Haustierarten. Gestern schaute ich dort vorbei, und meine Eindrücke übertrafen meine Erwartungen. Nach dem freundlichem Empfang durch den Leiter Alexander Vay begrüßte mich eine muntere Rasselbande freilaufender Lämmchen, die sich streicheln und füttern ließen. Die meisten Tiere im Haustierpark sind handzahm. Das spricht schon mal dafür, dass es ihnen hier sehr gut geht.
Angetan war ich auch von den geschichtsträchtigen Tierarten. Das Japanische Seidenhuhn ist seit 700 Jahren nachweisbar, holländische Meister malten es in Öl, und hier ist es noch im Original zu bewundern. Das Chinesische Maskenschwein ist mit 3500 Jahren Geschichte die älteste Hausschweinsorte überhaupt und sieht auch aus wie ein lebendes Fossil. Halbwilde Konik-Pferde, die auf das ausgestorbene Tarpan zurückgehen. Extrem seltene Juan-Fernandez-Ziegen, die einst Weltliteratur „schrieben“, weil sie dem echten Robinson Crusoe das Überleben auf seiner Insel ermöglichten. Und den Thüringer Waldesel, von dem es derzeit nur zwei zuchtfähige Hengste gibt. Einer von beiden, Herbert, macht sich hier in Lelkendorf um den Erhalt seiner Art verdient.
Auch landschaftlich hat der Haustierpark einiges zu bieten. Die nach Ivenack ältesten Eichen weit und breit, letzte Reste eines mittelalterlichen Hütewaldes. Und im hinteren Teil des Parks öffnet sich eine schöne Fernsicht auf die Mecklenburgische Schweiz und das Tal der hier noch jungen Peene.
Der Haustierpark Lelkendorf zählte vor der Corona-Zäsur bis zu 30.000 Besucher und Dutzende von Veranstaltungen jährlich. Das brach dann alles weg, doch hier begreift man die Krise als Chance und entwickelt sich weiter zum Landschaftspflegepark. Dadurch werden die Gehege größer und die Tierhaltung noch naturnaher. Schafe, Ziegen und Esel gewöhnen sich gerade aneinander, um bald gemeinsam die Landschaft zu pflegen. Sie werden dann als “Dienstleister” alte Kulturlandschaften vor dem Zuwuchern bewahren und ihrem Zuhause damit ein neues finanzielles Standbein ermöglichen.
Auch für neue Veranstaltungen gibt es Pläne. Als Kulisse für Mittelaltermärkte hat sich die vorhandene Thing-Halle bereits in früheren Jahren bewährt. Ein herzliches Dankeschön an Alexander Vay für die beeindruckende Führung und seine historischen Erklärungen. Wieder was gelernt! Ich werde den Haustierpark Lelkendorf „auf dem Schirm“ behalten und kann einen Besuch nur empfehlen.
https://www.haustierpark.com/