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Besuch beim Diakonischen Zentrum Serrahn e.V.

Gestern (13.04.2022) hatte ich die Gelegenheit, eine großartige Einrichtung in meinem Wahlkreis zu besuchen, das Diakonische Zentrum Serrahn e.V. am Krakower See. Der Vorsitzende des Zentrums, Daniel Nitsche und Mathias Kohlstedt, Vertreter des „Blauen Kreuz Deutschland“ in MV hatten sich viel Zeit genommen, um mir einen Einblick in die Arbeit der Einrichtung zu geben. Denn so wunderschön das Zentrum landschaftlich auch gelegen ist, so schwerwiegend sind die Probleme der Menschen, die hier behandelt werden. 
 
Hierhin kommen Menschen mit schwersten Suchterkrankungen aller Art. Über Jahrzehnte hieß das in der Regel: Alkohol, heute vor allem illegale Drogen. Ein Problem, dass in den letzten Jahren aus den Ballungszentren nach MV gelangte. Inzwischen, so Kohlstedt, kommen die Drogen sogar mit Kurierdiensten in die hintersten Dörfer, was nicht heißt, dass das Problem Alkohol etwa weniger geworden sei: Beim Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol steht unser Bundesland nach wie vor unrühmlich an der Spitze. 
 
(Das, so denke ich als Politikerin natürlich sofort, ist kein Wunder, haben wir hier in MV doch eine überwiegend strukturschwache Region, die bis heute politisch sträflich vernachlässigt wird, aber das steht auf einem anderen Blatt.)
Hier im Diakonischen Zentrum geht es um die Möglichkeiten der Therapie. Und wie ich lerne, sind die Hürden dafür gestiegen. „Die Patienten in früheren Zeiten“ , so Nitsche und Kohlstedt, „waren überwiegend noch an strukturierte Tagesabläufe gewöhnt, von der Arbeit, Schule oder der Armee. Heute gibt es viele, die kennen das gar nicht mehr. Die müssen sich erst daran gewöhnen, wie auch an die Ruhe hier.“ 
 
Entzug sei eben das eine, den Menschen eine Perspektive geben das andere, das gehe nicht von heute auf morgen. „Nachreifen der Persönlichkeit“, „Handlungsalternativen aufzeigen“; das alles gehöre dazu, um Menschen dauerhaft aus der Sucht zu führen. In Zeiten, in denen persönliche Ansprache durch Online-Kontakte ersetzt wurden, erst Recht keine leichte Aufgabe.
 
Angesichts dieser Herausforderungen ist klar, dass die Betreiber der Einrichtung mit Sorge auf alles schauen, was die Arbeit erschwert oder behindert: Für das politische Vorhaben, Cannabis als Droge zu legalisieren haben Nitsche und Kohlstedt wenig Verständnis. Kein Wunder, denn für viele ihrer Patienten war Cannabis die Einstiegsdroge in die Sucht. Sie befürchten für die Zukunft deshalb noch mehr Drogenabhängige, denen nicht geholfen werden kann. Schon heute beträgt die Wartezeit auf einen Therapieplatz in Serrahn drei bis vier Monate. 
 
Als größte Belastung wirke sich aber derzeit die bereichsbezogene Impfpflicht aus: Schon fünf Tage nach Inkrafttreten der Regelung hatten die nicht geimpften Mitarbeiter Post vom Gesundheitsamt Güstrow. (Ich dachte bei mir, wie schön es wäre, wenn die Verwaltung sonst auch so fix wäre!) Darin jedenfalls wurde engagierten Mitarbeitern mit 2.400 Euro Strafe gedroht, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen, mit dem Ergebnis, dass diese nun bald fehlen werden. 
 
Die Folgen sind absehbar: Mehrarbeit für die übrigen Kollegen, Belastung des Betriebsklimas und eine Katastrophe für die Patienten, denen auf ihrem schwierigen Weg plötzlich ohne Not ihre Ansprechpartner genommen wurden. Dabei wäre genau das Gegenteil nötig: Mehr Fachkräfte, in der Klinik, aber auch draußen, z.B. in Suchtberatungsstellen auf dem Land. Das zumindest steht auf der Wunschliste von Nitsch und Kohlstedt. Und noch mehr: 
 
Wie wäre es zum Beispiel, wenn Teilnehmer von Selbsthilfegruppen ohne Auto oder Führerschein für die Hälfte mit dem Taxi zu ihren Treffen fahren dürften? So, wie das einmal mit dem „Diskoticket“ möglich war? Oder man die Verwaltungsvorschriften endlich so reduzieren würde, dass den Fachkräften mehr Zeit für ihre Patienten bliebe? Das alles sind Ideen, die politisch machbar wären, man muss es wollen. Daran hapert es allerdings oft. 
 
Ich habe mir vorgenommen, als Abgeordnete alles zu tun, um das zu ändern. Mit einer kleinen privaten Spende fange ich an, mit meinem Einsatz gegen die bereichsbezogene Impfpflicht geht’s weiter. Ich muss sagen, er Besuch des Diakoniezentrums hat mich tief beeindruckt!
 
 
Info-Kasten: 
 
Das Diakonie-Zentrum Serrahn bereut als christliche Einrichtung seit 1971 suchtkranke, bis vor zwei Jahren vor allem alkoholkranke, Patienten. 
 
Zu den weiteren Angeboten zählen inzwischen: 
 
·      Die Nachsorgeeinrichtung Linstow für chronisch mehrfachgeschädigte Alkoholkranke
·      Das ambulant betreute Wohnen in Serrahn
·      Die behindertengerechte Freizeit- und Bildungsstätte Serrahn
·      Das Blaue Mobil, Gefängnisarbeit
·      seit 2001 auch die Außenstelle „Blaues Kreuz Ukraine“ in Mariupol
·      Tiertherapie (10 Therapieplätze für Hundehalter) 
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Ulrike Schielke-Ziesing

Bundestagsabgeordnete

Demokratie lebt vom Streit, von der Diskussion um den richtigen Weg. Nichts ist alternativlos.

Ulrike Schielke-Ziesing

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